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Das Ziel für 2017 heißt Grosseto
red.
- (22.12.2016) Lilienthal. Tom Schröder vom TV Lilienthal arbeitet auf ein
großes Ziel hin: Der 400-Meter-Hürden-Spezialist möchte sich für die
U-20-Europameisterschaften (EM) im italienischen Grosseto
im kommenden Sommer qualifizieren. Dafür muss der 17-Jährige aber nach seinem
fünften Platz bei der jüngsten U-18-EM in Tiflis noch eine Schippe drauflegen.
Mit einer Bestzeit von 52,40 Sekunden fehlen ihm derzeit noch vier
Zehntelsekunden, um die Norm für Grosseto zu
bewältigen. Die U-20-Hürden sind auch noch etwas höher. „Deshalb muss ich hart
für mein Ziel arbeiten“, betont der Elftklässler.
Fünfmal in der Woche trainiert Tom Schröder dafür. Dazu kommen noch Lehrgänge
im Landeskader in Hannover sowie im Bundeskader in Berlin oder Erfurt.
Viele Freunde würden bei einem derart hohen Trainingsaufwand nur mit dem Kopf
schütteln. „Manchmal frage ich mich aber auch bei besonders harten Einheiten
selbst, warum ich mich derart quäle“, räumt Schröder ein. Mit Leon Bauer vom
Floorball-Erstligisten Lilienthaler „Wölfe“ habe
er aber zumindest einen Kumpel, der ihn voll und ganz verstehe, so Tom
Schröder. Die sechswöchige Pause nach Tiflis habe er aber sehr genossen. „Am
Ende habe ich mich aber wieder sehr auf das Training gefreut“, verrät der
Gymnasiast.
Der Winter ist keine einfache Zeit für den Aktiven der Startgemeinschaft
Osterholzer Leichtathleten. Schließlich wird seine
Disziplin, die 400-Meter-Hürden, in der Halle gar nicht angeboten. In der
Halle können nur 200-Meter-Runden gelaufen werden. „Und in den Steilkurven
kann man keine Hürden aufbauen“, informiert er. Zwischen seinen Trainern sei
eine Debatte darüber entbrannt, ob er stattdessen die 60-Meter-Hürden
absolvieren sollte. Dabei setzte sich aber Landestrainer Georgi
Kamenezki gegen seinen Heimtrainer Reinhard Wagner
durch. Letzterer hätte die 60-Meter-Hürden gewählt. Doch mittlerweile schreibt
Kamenezki die Trainingspläne für den 17-Jährigen.
Also läuft Tom Schröder die 200 und 400 Meter flach
in der Halle. Für beide Strecken möchte dieser nun für die deutschen
Meisterschaften in Sindelfingen im Februar die Qualifikation packen. Das sieht
auch ganz gut aus. Bei einem Testlauf in Hannover schaffte Schröder die 400
Meter gerade in allerdings handgestoppten 50,40 Sekunden. Dies würde für
Sindelfingen reichen. Die 200 Meter muss Schröder zudem in 22,80 Sekunden
absolvieren. Im vergangenen Winter hatte der Lilienthaler bereits eine Zeit
von 22,54 Sekunden über die 200 Meter erreicht.
Tom Schröders Hobby kostet natürlich auch Geld. Deshalb befindet er sich noch
auf der Suche nach weiteren Sponsoren, neben einem Autohaus. „Ich möchte
meinen Eltern finanziell nicht länger auf der Tasche liegen“, sagt der
Leichtathlet. Schröder muss unter anderem die Zugfahrten nach Hannover selbst
bezahlen. Außerdem würde er gerne ein Abonnement für ein Fitnessstudio
abschließen. Bisher treibt Schröder seinen Muskelaufbau im Kraftraum des
Vegesacker Rudervereins voran, bei dem Vater Lars
Schröder Mitglied ist. Um die Gelenke zu entlasten, macht Tom Schröder einmal
in der Woche Aqua-Jogging im Lilienthaler Schwimmbad. Er bestreitet auch
Tempoläufe im Wald, um die tief liegenden Muskeln anzuregen. „Die sind wichtig
für den Stützapparat. Das kommt mir dann auch auf der Bahn zugute“, erklärt
der junge Athlet.
Auch wenn Tom Schröder noch nicht einmal volljährig ist, begleitet ihn ein
Thema ständig: das Doping in der Leichtathletik. „Die Frage nach dem Doping
wird mir häufig gestellt“, lässt Schröder wissen. Er warnt jedoch im Hinblick
auf den Ausschluss der russischen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen
in Brasilien vor einem Generalverdacht. „In Deutschland habe ich noch niemals
etwas angeboten bekommen oder mit jemandem gesprochen, der darüber nachdenkt,
sich zu dopen“, versichert Tom Schröder. Wenn ihm eines Tages jemand
Dopingmittel anböte, würde er diesem nur einen Vogel zeigen. „Das ist Betrug
und kommt für mich überhaupt nicht infrage“, betont der angehende Abiturient.
Er müsse sich jedoch die Frage stellen, ob er als Erwachsener auf die in der
Leichtathletik weit verbreiteten Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen wolle.
„Es scheint so, als ob man bei den Erwachsenen sonst kaum noch mithalten
kann“, informiert der Lilienthaler.
Tom Schröder hoffe auf jeden Fall sehr, dass der Star der Sprinterszene,
Usain Bolt, sauber
ist. „Ich traue ihm das auf jeden Fall zu, weil er mental unglaublich stark
ist und außergewöhnliche Hebelwirkungen aufweist. Ein solcher Athlet wird
nicht oft geboren“, gibt der Nachwuchs-Athlet zu bedenken. Viele seiner
Leichtathletik-Kollegen gingen aber davon aus, dass Bolt
sich dopt. „Er ist aber lange nicht so verbissen wie sein Konkurrent Tyson Gay.
Das spielt auch eine Rolle“, so Schröder. Beruflich möchte dieser mal gerne
etwas machen, was nichts mit Sport zu tun hat. „Ich kann mir sehr gut
vorstellen, Ingenieurwissenschaften für den Fahrzeugbau in Hannover zu
studieren“, teilt der 17-Jährige mit. Er wolle dabei gerne den Ausbau der
Elektroauto-Sparte vorantreiben. „Wenn die Batterien dieser Autos dann mit
erneuerbaren Energien betrieben werden, wäre das eine gute Sache“, so
Schröder.
Quelle: Weserkurier