Osterholzer Kreisblatt 22.08.2024

Neunter WM-Titel für Kugelstoßerin Jana Müller- Schmidt

Lokales

Osterholz-Scharmbeck. Erfahren genug sind sie beide. Aber als Hilmar Bomblys und Jana Müller-Schmidt vom VSK Osterholz-Scharmbeck bei den Senioren-Weltmeisterschaften der Leichtathletik in Göteborg antraten, hätten die Voraussetzungen unterschiedlicher kaum sein können. Auf der einen Seite die reichlich mit Titeln dekorierte Kugelstoßerin Müller-Schmidt, die zum insgesamt elften Mal an einer Weltmeisterschaft teilnahm. Und auf der anderen Seite Speerwerfer Bomblys, der Wiedereinsteiger, der zum ersten Mal bei einem solch großen Wettbewerb dabei war.

Ganz schön aufgeregt sei er gewesen, verrät der 60-Jährige. Das lag auch daran, dass sein WM-Debüt ein gewisses Interesse nach sich zog. Hilmar Bomblys ist Lehrer, und natürlich interessierten sich auch seine Schüler für das Abschneiden ihres Lehrers. Und dann war da natürlich die Veranstaltung als solche. Einmal dort anzutreten, das hatte schon was, sagt Hilmar Bomblys. Dazu muss man wissen, dass er nach einer ziemlich langen Pause wieder zum Speer gegriffen hat. Bis Ende 20 habe er sehr viel Leichtathletik, vor allem Zehnkampf, betrieben, ehe er für viele Jahrepausierte. Dann wurde er 60 Jahre alt und ein neues Ziel musste her. "Ich werfe mal wieder Speer", sagte er sich.

Also warf Hilmar Bomblys wieder Speer. Und das ziemlich gut. In der M60-Klasse holte er sich bei den Norddeutschen Meisterschaften 2023 mit 44,42 Metern prompt den Titel, was ihn ermutigte, einen Antrag beim DLV zur WM-Teilnahme zustellen. Hilmar Bomblys war bereit für Göteborg. Sein Körper allerdings nicht. "Leider ging es mir an dem Wettkampftag nicht gut", erzählt Hilmar Bomblys. Am Abend bekam er Fieber und im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass er sich mit dem Corona-Virus angesteckt hatte - und seinen Tross gleich mit.

Zwei Meter fehlen

Das erklärte natürlich die 42,20 Meter, die für den VSK-Athleten den zwölften Platz bedeuteten. "Ich hatte mir mehr versprochen", gibt der Speerwerfer offen zu. Zwei Meter mehr hätten es schon sein dürfen. Um die Titelvergabe hätte er damit zwar auch nicht eingreifen können, der Franzose Alain Guicharrousse warf satte elf Meter weiter als Bomblys Bestmarke. Aber darum ging es auch nicht. Es ging um die Teilnahme als solche und darum, an die persönliche Bestleistung anzuknüpfen.

An seiner Vereinskollegin Jana Müller-Schmidt führt seit jeher kein Weg am Titel vorbei. Bei ihrer elften Teilnahme holte die Kugelstoßerin ihren neunten WM-Titel. Eine wahrhaft beeindruckende Bilanz. Knapp genug war es dieses Mal aber allemal. Denn nachdem die VSK-Athletin nach den ersten fünf Würfen mit 12,93 Metern das W55-Feld angeführt hatte, wurde sie noch überraschend von der Ukrainerin Svitlana Sorochuk mit 13,18 Metern überholt. Wohl und Wehe lagen nun also auf diesem sechsten und letzten Versuch von Jana Müller-Schmidt. "Ich wusste, dass ich Schützenhilfe von oben brauche", erklärte die 59-Jährige in Anlehnung an ihren kürzlich verstorbenen Vater. Aber die Kreisstädterin schaute sich "eigentlich nur durch einen Zufall" auch ein Video vom Gold-Stoß von Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye an und sah, wie gelöst die Deutsche schien. "Ich kann das gar nicht begründen", beginnt Jana Müller-Schmidt ihren letzten Wurf zu kommentierten, "aber ich habe die Kugel weggeballert." Satte 13,55 Meter stieß sie und schob sich mit dieser starken Weite wieder auf den ersten Platz vor. Zum Vergleich: Bronzemedaillen-Gewinnerin Carmen Hildebrandt kam auf 12,15 Meter. "Mein Ziel war es, 13,31 Meter zu stoßen und damit die deutsche Bestleistung zu bestätigen",verrät Jana Müller-Schmidt. Dass sie so sehr übers Ziel hinausschoss, hatte sie nicht erwartet.



Zum Bericht auf der DLV-Webseite

Zum Bericht auf der NLV-Webseite