30. August

Stets Respekt vor der Strecke
Carsten A. Mattejiet hat jetzt 200 Marathon- und Ultraläufe absolviert
Von unserem Redakteur Carsten Spöring


LILIENTHAL.
Nun liegt der 200. Lauf hinter ihm. Nicht irgendein Lauf über irgendeine Distanz, sondern mindestens 42,195 Kilometer sind es immer gewesen. "In 15 Jahren habe ich 200 Läufe über den klassischen Marathon oder noch länger absolviert", erläutert der Lilienthaler Carsten A. Mattejiet. Der 200. war jetzt der 39. Kreuzdeich-Marathon in 3:22:26 Stunden.Laufsport betreibt Mattejiet seit 1978.

Nach einem folgenschweren Autounfall, bei dem ihm beide Beine gebrochen worden waren, durfte er auf ärztlichen Rat nur noch Leichtathletik betreiben. Und da entdeckte er die Liebe zum Laufen. "Da wir damals unmittelbar an der Breitenbach-Talsperre in Hilchenbach-Allenbach wohnten, hatte ich ein prima Trainingsgelände vor der Haustüre", sagt Mattejiet rückblickend. Die Berge brachten die nötige Kraft in die Beine, und das mache bekanntlich ja schnell.

Es war im September 1992 in Duisburg, als Mattejiet erstmals an der Startlinie eines Marathonlaufes stand. "Für Marathonläufer war ich sehr jung", erkannte er, der 23-Jährige, bei einem Blick in die Gesichter der Mitstreiter, "und unerfahren lief ich meinen ersten Marathon in 4:04 Stunden". Schon damals fand Mattejiets Regeneration eher im nächsten Wettkampf statt, als in mehrmonatiger Rennabstinenz - seinen nächsten Marathon absolvierte er nur vier Wochen später in Frankfurt und war mit 4:00:23 Stunden auch schon ein wenig schneller geworden.

Sehr rasch freundete sich Mattejiet auch mit dem Lager der Ultraläufer und der Extremläufer an. Nur ein Jahr nach seinem Marathon-Debüt trat er zum 24-Stunden-Lauf in Schmallenberg mit seiner ungewöhnlich langen Runde von 7,68 Kilometern an. 124,678 Kilometer waren nach einem Tag durch die Höhen des Rothaargebirges gelaufen. Doch Mattejiet dürstete nach mehr. Mal gab er sich eine Zeit lang mit Marathonläufen zufrieden, dann mussten es wieder Extremdistanzen sein. So stellte er seine persönliche Bestleistung im 24-Stunden-Lauf im Jahre 1995 in Basel mit 201,065 Kilometern auf und legte im selben Jahr in den 48 Stunden von Köln 277,855 Kilometer zurück.

Sein Ziel aber war noch mehr, der Spartathlon in Griechenland, das schwerste Ein-Tages-Rennen der Welt. Zehn Marathons an zehn Tagen lief er zur Vorbereitung in Kassel, wurde so nebenbei Westfalenmeister im 100-Kilometer-Straßenlauf - und scheiterte Wochen später dennoch auf dem Wege nach Sparta. Noch einmal, im Jahre 2000, wurde Mattejiet durch einen Krankenhausaufenthalt weit zurückgeworfen. Die Ärzte retteten aber sein Bein, und so war ihm das Laufen zwei Jahre später wieder vergönnt.

Inzwischen reist Mattejiet nicht mehr so viel für seine Langstreckenläufe - er organisiert sie oftmals in Lilienthal vor der eigenen Haustür. Mit 3:27:49 Stunden erreichte der 37-Jährige dort auch seine Marathon-Bestzeit des Jahres 2006. 68 Mal ging der Lilienthaler allein im Vorjahr auf eine Lang-Distanz, 200 Starts sind es jetzt in seinem Läuferleben geworden. Dennoch geht Carsten A. Mattejiet noch immer bewusst in jedes einzelne Rennen: "Egal, wie viele Läufe ich schon habe und laufen werde: Der Respekt vor der Strecke sollte immer da sein".