Schnelligkeit von der Mutter geerbt
Jacqueline Niemann hat den Sprung in den Landeskader der Leichtathleten geschafft
Von unserem Redakteur Carsten Spöring
(Ritterhude). Sie haben beide
lange, glatte Haare, sie lieben beide Pferde, sind beide (fast) gleich groß,
und wir machen alles zusammen", sagen Mutter Heidi und Tochter Jacqueline
Niemann - vor allem Leichtathletik. Da hat sich die Ältere insbesondere Ende
der 70-er Jahre im Kreis einen Namen gemacht, während die 15-jährige derzeit für
Furore sorgt, mittlerweile auch auf niedersächsischer Ebene.
Die hervorragenden Leistungen des
vergangenen Jahres brachten Jacqueline Niemann dann auch in diesem
Winterhalbjahr in den Landeskader des Niedersächsischen Leichtathletik-
Verbandes (NLV). "Es macht Spaß, ist aber sehr anstrengend`, weiß die
junge Athletin zu berichten, die beim TSV Lesumstotel daheim ist und wie alle
Sprinter wie Springer des Kreises für die Startgemeinschaft Osterholzer
Leichtathleten (SOL) antritt. Alle zwei Monate fährt sie für ein komplettes
Wochenende nach Hannover und hat dort drei Mal täglich Training mit den
Kaderathleten des Langsprints.
Leichtathletik betreibt die
momentan 1,69 Meter große Athletin seit dem sechsten Lebensjahr. Waren davor
Ballett und Reiten angesagt, so standen nun Laufen und Springen auf dem
Trainingsplan – mittlerweile bis zu vier Mal die Woche. Aber Mutti Heidi hatte
schnell erkannt: Jacqueline hat unheimlich große Schritte".
Zusammen mit TSV‑Übungsleiterin
Elke Schulze förderte sie das Talent ihrer Tochter, inzwischen gibt auch
Trainer Reinhard Wagner in Osterholz-Scharmbeck Anleitungen dazu. Und sie alle
hatten Erfolg: Jacqueline Niemann wurde im Vorjahr nicht nur überraschend
Zweite der Norddeutschen Meisterschaften über 300m in 42,11 sec, sondern hatte
im schwedischen Helsingborg eine noch schnellere Zeit vorzuweisen.
Und diese 41,85 sec brachten sie
sowohl auf Platz eins der NLV‑Bestenliste 2003 für die 15‑Jährigen
als auch direkt in den Landeskader. Neben ihrer Ausdauerfähigkeit auf der
langen Sprintstrecke hat Jacqueline Niemann nämlich auch die nötige
Grundschnelligkeit - nur 12,78 sec. benötigte sie im vergangenen Jahr für die
100 m, Platz drei im Lande Niedersachsen.
Geerbt hat sie dieses Talent von
der Mutter, die in den 70-er Jahren unter ihrem Mädchennamen Heidemarie Wilken
Eingang in die Bestenlisten fand. Auf die Frage nach ihren ersten sportlichen Präferenzen
zählt Mutter Heidi eine ganze Latte von Sportbetätigungen auf: Voltigieren,
Reck, Bodenturnen, ‑ und eben Leichtathletik, die sie bei der TuSG
Ritterhude unter Leitung von Elke Schulze und Paul Cybulski erlernte. Die 100 m
und der Weitsprung standen für die Jugendliche Wilken im Vordergrund, doch
zwischendrin, 1976, holte sie auch mal den Kreisrekord über 400m (69,4 sec.).
In der Frauenklasse wechselte sie
zu Werder Bremen, es folgte eine sportliche Pause für Berufsausbildungen -
Rechtsanwalts- und Notargehilfin, Bereiterin ("Ich bin ein Pferdenarr'),
Schwesternhelferin - und für die Familienplanung. Mittlerweile wohnt die
Familie Niemann in Bremen-Marßel.
Als dann Jacqueline zur
Leichtathletik stieß, stieg auch die Mutter wieder ein, fährt ihre Tochter
schließlich immer zum Training. Da war es egal, "ob ich hier jetzt zwei
Stunden rumsitze oder mitmache". Und so sprintet sie die 100 m auch mit 44
Jahren wieder in 14,70 sec, hat für dieses Jahr aber auch noch ein Ziel:
"Gerne würde ich mal wieder 200 m laufen“.
In einem sind sich Jacqueline und
Heidi Niemann inzwischen aber einig: Die Tochter wird nicht ins Sportintemat
Hannover umziehen. Sie ist ein "Familienmensch", sagt die Mutter - die
wohl nicht nur eine Trainingspartnerin verlieren würde.