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Linus Pieper zwischen
Hoffen und Bangen
Eine Wadenverletzung hat den Schwaneweder Leichtathleten Linus Pieper
gezwungen, das Training im Mai und Juni deutlich zu reduzieren. Trotzdem sind
ihm gerade drei Osterholzer Kreisrekorde und ein persönlicher Rekord geglückt.
Jetzt stellt sich das große Leichtathletik-Talent die Frage, welche Chancen es
sich bei den am Wochenende in Mönchengladbach stattfindenden Deutschen
Meisterschaften im U 16-Blockwettkampf ausrechnen darf.
VON EHRHARD MÜLLER
Schwanewede. Linus Pieper ist in diesen Tagen hin- und hergerissen. Der noch in
diesem Monat 15 Jahre alt werdende Leichtathlet des TV Schwanewede steht
unmittelbar vor seinem Karriere-Höhepunkt, und er schwebt zwischen Hoffen und
Bangen. Am Sonntag nimmt Pieper an den deutschen U
16-Blockwettkampfmeisterschaften Sprint/Sprung – bestehend aus 100 Meter, 80
Meter Hürden, Hoch- und Weitsprung sowie Speerwurf – im Mönchengladbacher
Grenzlandstadion teil. Pieper muss mit einem Trainingsrückstand von rund zwei
Monaten an den Niederrhein fahren, doch rechtzeitig vor seinem DM-Debüt konnte
er innerhalb von vier Tagen noch reichlich Selbstvertrauen tanken.
Bei den in Edemissen über die Bühne gegangenen niedersächsischen
Blockwettkampf-Landesmeisterschaften und einem in Winsen/Luhe ausgetragenen
Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia gelangen Linus Pieper drei Osterholzer
Kreisrekorde (2832 Punkte im Blockwettkampf Sprint/Sprung, 11,55 Sekunden über
80 Meter Hürden und 1,84 Meter im Hochsprung) sowie ein persönlicher Rekord
(6,02 Meter im Weitsprung). Den Grundstein zum Gewinn der
Landesvizemeisterschaft in Edemissen legte der Schwaneweder im
80-Meter-Hürden-Sprint. Nach fünf Disziplinen standen unter dem Strich 2832
Punkte, die gelöste DM-Fahrkarte nach Mönchengladbach (Qualifikations-Norm: 2800
Punkte) und die Löschung eines 13 Jahre alten Osterholzer
Blockwettkampf-Kreisrekordes.
Unglücklicher Saisonstart
Vier Tage später in Winsen konnte Linus Pieper sogar einen 38 Jahre alten
Kreisrekord verbessern. Die alte Hochsprung-Rekordmarke von 1,80 Meter datierte
aus dem Jahr 1976. Pieper überbot sie an der Luhe um vier Zentimeter und
qualifizierte sich zugleich für die Hochsprung-Meisterschaft des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes. Das sind unerwartete Erfolge für den Schwaneweder
Youngster, hatte die Saison 2014 für ihn doch denkbar ungünstig begonnen. Ende
April zog er sich bei der Bahneröffnung in Wehdel eine Zerrung in der linken
Wade zu. Sie beeinträchtigte Pieper rund zwei Monate, in denen er nicht mit der
gewohnten Intensität trainieren konnte. Pieper musste die
Blockwettkampf-Bezirksmeisterschaften absagen, und bei den
Bezirkseinzelmeisterschaften ließ sein Fitnesszustand nur den
Weitsprung-Wettbewerb zu. Pieper entschied ihn trotz des Handicaps zu seinen
Gunsten. Erst seit zwei Wochen ist Linus Pieper wieder im Vollbesitz seiner
Kräfte.
Auf der einen Seite der große Trainingsrückstand, auf der anderen Seite vier
seit dem 14. Juni aufgestellte Rekorde: Diese Extreme machen es Pieper nicht
einfach, seine Ziele für die DM in Mönchengladbach abzustecken – er schwebt
zwischen Hoffen und Bangen. „Die Qualifikation ist bereits ein riesiger Erfolg,
von daher bräuchte ich mich nicht unter Duck zu setzen. Doch eine
Top-Ten-Platzierung wäre traumhaft.“ Im Grenzlandstadion werden sich am Sonntag
von 10.20 Uhr an 28 Athleten am U 16-Blockwettkampf Sprint/Sprung beteiligen,
neben Pieper konnten sich mit Lennart Granzow (LG Weserbergland) und Simon Beike
(MTV Eintracht Borsum) nur noch zwei Niedersachsen qualifizieren. Die sogenannte
Riegenliste wird vom Hessen Nico Kühnel (SG Johannesberg) mit 3046 Punkten
angeführt. Nach Granzow (2952 Punkte/Platz sieben) und Beike (2878/13) folgt
Pieper an 20. Stelle.
Granzow und Pieper sind sich zuletzt in Edemissen zum direkten Duell begegnet.
Der Weserbergländer konnte den Kampf um die Niedersachsen-Meisterschaft zu
seinen Gunsten entscheiden, doch sein Vorsprung gegenüber Pieper schmilzt
zusammen. Vor zwölf Monaten in Hameln hatte der Schwaneweder im Blockwettkampf
Sprint/Sprung noch das Siegerpodest verpasst und Platz vier belegt. Vor rund
drei Wochen lief Pieper (12,05) die 100 Meter bereits schneller als Granzow
(12,09), und auch im Weitsprung erzielte der Schwaneweder (5,88) das bessere
Ergebnis als der Athlet der LG Weserbergland (5,84). In Edemissen misslang
Pieper der Gesamtsieg ausgerechnet wegen seiner Paradedisziplin, dem Hochsprung.
Nur 1,64 Meter stellten eine Enttäuschung dar. Erst recht, weil der
Neuntklässler der Schwaneweder Waldschule bereits vier Tage später in Winsen/Luhe
zum Höhenflug ansetzte. Dort sprang er satte 20 (!) Zentimeter höher als bei der
Niedersachsenmeisterschaft. Piepers neue Rekordmarke von 1,84 Meter hat Granzow
bislang nicht erreicht.