Jana Müller-Schmidt strebt als Nächstes den W50-Weltrekord im Kugelstoßen an

Sechsmalige Weltmeisterin wechselt zum VSK

Karsten Hollmann 02.02.2017

Osterholz-Scharmbeck. Der VSK Osterholz-Scharmbeck hat zu Beginn des Jahres einen sehr interessanten Neuzugang für die Leichtathletik-Abteilung gewonnen. Kugelstoßerin Jana Müller-Schmidt wechselte vom SV Werder Bremen in die Kreisstadt. Die 52-Jährige ist 27-fache deutsche Senioren-Meisterin, sechsmalige Weltmeisterin und achtfache Europameisterin im Kugelstoßen.

 
Das Ultrasteinstoßen kann sie auch: Jana Müller-Schmidt räumte im Juli 2009 beim Stadtfest in Osterholz-Scharmbeck den Titel ab. (Michael Rabba)

Die frühere Karlsruherin hatte Osterholz-Scharmbeck erstmals im Jahre 2009 besucht. Zusammen mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen Tamme Hanken wurde Müller-Schmidt zu einem Steinstoß-Wettkampf zum Stadtfest eingeladen. „Damals wohnte ich noch in Baden-Württemberg. Niemals hätte ich gedacht, dass ich irgendwann mal in einem Ortsteil von Osterholz-Scharmbeck wohnen würde“, sagte die seit vier Jahren in Pennigbüttel lebende Leichtathletin.

Mit einer Weite von 3,58 Metern hatte die Sportlerin den Wettbewerb beim Stadtfest mit dem 25 Kilogramm schweren Naturstein klar zu ihren Gunsten entschieden. Vor sieben Jahren war sie erst einmal nach Bremen gezogen und für Werder Bremen gestartet. „Seit drei Jahren trainiere ich nun aber schon im Stadion des VSK“, ließ Jana Müller-Schmidt wissen. Die Athletin hatte bis zu ihrem 29. Lebensjahr eine zehnjährige Pause eingelegt, ehe sie mit ihrem einmaligen Siegeszug begann.


Jana Müller-Schmidt bei ihrer Paradedisziplin, dem Kugelstoßen. (FR)

„Jana ist ein spektakulärer Neuzugang für uns. Sie ist die Nachfolgerin von Karl-Heinz Marg in der VSK-Kugelstoß-Tradition“, frohlockte der Vorsitzende des Kreis-Leichtathletik-Verbandes Osterholz, Reinhard Wagner. Karl-Heinz Marg ist kein Unbekannter für Müller-Schmidt: „Ich habe mich mit ihm bereits drei- oder viermal getroffen. Wir haben auch ungefähr die gleichen Weiten erzielt.“ Sie glaubt nicht an ein dauerhaftes Ende der Karriere von Weltrekordler Karl-Heinz Marg: „Mit 80 Jahren kommt der bestimmt zurück.“

Im vergangenen Jahr dominierte Jana Müller-Schmidt das Kugelstoßen bei den Seniorinnen W 50 nach Belieben. Mit einer Weite von 14,41 Metern, die sie im Februar in Erfurt erreichte, lag sie in der Jahresbestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) um 1,31 Meter vor der zweitplatzierten Dr. Ellen Weller von der MTG Mannheim. „Ich habe Jana auch für die DLV-Hallenmeisterschaften Anfang März in Erfurt gemeldet“, teilte Reinhard Wagner mit. Hier geht die Fitnesstrainerin eines Studios in Osterholz-Scharmbeck als Top-Favoritin an den Start.

Ihren ersten deutschen Meistertitel hatte Müller-Schmidt vor 22 Jahren mit 14,27 Metern in Wetzlar eingeheimst. Im Jahre 2016 gewann sie auch bei den nationalen Freiluft-Titelkämpfen in Leinefelde mit 13,88 Metern den Titel in ihrer Altersklasse.

Bis zu ihrem 19. Lebensjahr war Jana Müller-Schmidt Siebenkämpferin. „Dann wurde mir der Zeitaufwand im Sprinten und Springen zu groß. Mit 29 Jahren habe ich erstmals wieder eine Kugel in die Hand genommen und auf Anhieb meine Bestleistung um einen halben Meter verbessert“, ließ die Leichtathletin wissen. Dies sei auch mit der Zunahme an Körpergewicht zu erklären gewesen.

„Es zählt Masse mal Beschleunigung“, betonte Müller-Schmidt mit einem Lachen. Derzeit bringt sie bei einer Körpergröße von 175 Zentimetern 78 Kilogramm auf die Waage. Nach einem Muskelabriss im linken Oberschenkel war endgültig mit Laufen und Springen Schluss.

Weil ihr irgendwann der Weg zu Platz elf neben dem Weserstadion zu weit geworden sei, habe sie ihr Training kurzerhand ins Städtische Stadion von Osterholz-Scharmbeck verlegt, so Jana Müller-Schmidt. „Der Vorteil hier ist, dass das Stadion im Gegensatz zu Platz elf immer offen ist. Aus beruflichen Gründen muss ich spontan bleiben“, erklärte die Kugelstoßerin.

Auf das Steinstoßen verzichtete Jana Müller-Schmidt zuletzt wegen Rückenbeschwerden. „Wenn ich verletzungsfrei bleibe, könnte ich mir aber auch eine Rückkehr vorstellen“, sagte die Pennigbüttelerin. Im Kugelstoßen ist in diesem Jahr die Goldmedaille bei den Europameisterschaften im dänischen Aarhus Ende Juli das große Ziel.

Auf die Hallen-Weltmeisterschaften in Nordkorea verzichtet sie dagegen: „Das ist finanziell für mich nicht machbar.“ Die WM im australischen Perth hatte sie im Jahre 2016 aus demselben Grund ausgelassen. Unabhängig davon peilt sie den W 50-Weltrekord an. „Ein solcher Rekord würde sich noch ganz gut in meiner Sammlung machen. Mir fehlen auch nur ganze 17 Zentimeter“, sagte Müller-Schmidt.

Quelle: Weser-Kurier